Neues Feuerwehr-Fahrzeug um 70 Prozent teurer als angesetzt
Ersatzbeschaffung ohne Begeisterung

Böse Überraschung: Das neue Fahrzeug für die Feuerwehr wird um 238.500 Euro oder 70 Prozent teurer als ursprünglich angesetzt.
Rottweil – Da mussten die Rätinnen und Räte im UBV-Ausschuss des Rottweiler Gemeinderats gewaltig schlucken. Letztlich stimmten sie dem Antrag zu – aber ein Zähneknirschen war doch zu vernehmen.
Als Ersatz für den in die Jahre gekommenen Vorausgerätewagen, einem 26 Jahre alten VW-Bus, sollte nach dem Bedarfsplan ein Mittleres Löschfahrzeug (MLF) beschafft werden. Im Haushalt war eine Verpflichtungsermächtigung über 340.000 Euro enthalten. Die europaweite Ausschreibung hatte jedoch ergeben: Für das Fahrzeug werden 578.476,85 Euro fällig. Der alte Preis, so erfuhr der Rat, war noch im Jahr 2021 für den Haushalt 2022 eingestellt und nicht fortgeschrieben worden. Auch das wurde im Rat mit deutlichen Worten kritisiert.
„Do schlackersch mit de Ohra“ machte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf deutlich. Und kritisierte, dass für die Bedarfs-Ermittlung ein außenstehender Gutachter bestellt werden musste. 27.000 Euro – da sei ja schon fast die Hälfte des Landeszuschusses für das neue Auto (69.000 Euro) weg. Er nannte das einen „Bürokratie-Aufwuchs“.
Brot- und-Butter-Fahrzeug
Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) fragte, ob ein so großes Fahrzeug wirklich der Ersatz für einen VW-Bus sein müsse. „Wer braucht ein so großes schweres Fahrzeug?“ Stadtbrandmeister Frank Müller stellte die Vorteile des MLF dar: Es habe Löschwasser mit dabei. Es habe Platz für eine Lösch-Staffel. Viele Ausrüstungsgegenstände hätten bisher in der Wache gelagert werden und vor den Einsätzen aufgeladen werden müssen. „Sämtliches Equipment“ sei nun dauerhaft im neuen Fahrzeug. Und das MLF sei künftig das „Brot- und Butterfahrzeug“ der Abteilung Rottweil, das bei jedem Einsatz fahre. Ein bisschen Öl auf die Wogen goss Feuerwehrmann und Ratsmitglied Benjamin Sigrist (Grüne): Er sei nicht überrascht, dass das Fahrzeug 550.000 Euro koste. Auch wenn ihm die Art und Weise ebenso wenig passte wie seinen Kollegen.
Das Dilemma der Volksvertreter brachte Reiner Hils (SPD+FFR) auf den Punkt: Er war sichtlich verärgert, aber „so eine tolle Sache ablehnen“ könne er auch nicht. Dann müsse das Verfahren ja wieder vor vorn beginnen. So sahen es auch seine Ratskolleginnen und –kollegen. Das Protokoll vermerkt: „Einstimmig beschlossen“. Die EU-weite Ausschreibung brachte im übrigen ein Ergebnis: Der günstigste Bieter im Los eins („Fahrgestell Mercedes Atego 923 4×2 mit feuerwehrtechnischem Aufbau, Löschwassertank 600 Liter und eingebauter Feuerlöschkreiselpumpe“) mit 484.960,70 Euro Gesamtkosten war eine Firma aus Rankweil. Das liegt in Vorarlberg (Österreich).
Ist Herr Sigrist nicht befangen? Darf er in dieser Sache überhaupt an den Beratungen und Abstimmung teilnehmen
Nein, er ist nicht befangen und darf an Abstimmungen teilnehmen, auch wenn sie die Feuerwehr betreffen. Das ergibt sich aus Paragraf 18 der Gemeindeordnung Baden-Württemberg.